Sonnenstrom & Landwirtschaft: So gelingt die „doppelte Ernte“

Praxis-Beispiele aus Niederösterreich zeigten mögliche Anwendungsformen

Freiflächen Photovoltaik-Anlagen können mit oder ohne landwirtschaftlicher Doppelnutzung betrieben werden. Im Webinar am 15. November haben wir uns spannende Beispiele angesehen, welche Kombinationen schon angewendet werden und worauf dabei zu achten ist. Klar ist jedenfalls: die Flächenproduktivität erhöht sich dadurch sehr stark, und auch für Böden und Biodiversität bietet es viele Vorteile.

Unser Webinar zur Nachschau

Die Zahlen aus Niederösterreich zeigen die Notwendigkeit für PV-Anlagen auch abseits von Dächern: Derzeit sind rund 630 Megawatt PV in NÖ installiert, bis 2030, also in nur 7 Jahren, müssen wir auf 3.000 Megawatt ausbauen, also die bestehenden Anlagen verfünffachen. Alle geeigneten Dächer müssen natürlich dafür genutzt werden, sie reichen aber dennoch nur für rund die Hälfte des Bedarfes. Wir müssen also auch gleichzeitig auf Freiflächenanlagen setzen, um die Energiewende hin zu 100 % Erneuerbaren zu schaffen.

„Agrar-PV“ kann hierbei sogar eine sinnvolle Ergänzung zur landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion sein, wie die präsentierten Beispiele von Norbert Dorfinger (EWS Consulting) und Klemens Neubauer (RWA Solar Solutions) zeigten.

Öko-Solar-Biotop in Pöchlarn und Sonnenfeld in Bruck/Leitha

Beim „Öko-Solar-Biotop“ von RWA Solar Solutions werden 80 % der Fläche weiterhin für die landwirtschaftliche Produktion genutzt, 15 % für Blühstreifen und nur 5 % für Photovoltaik. Ähnlich die Zahlen beim „Sonnenfeld“ von EWS Consulting. Flexible Anwendungsformen machen es mit vielen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden kombinierbar. Die PV-Module sind auf beweglichen Modultischen montiert, und garantieren durch ihre Schwenkbarkeit die maschinelle, landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Unter den PV-Paneelen befinden sich Blühstreifen, die zur Erhöhung der Biodiversität beitragen. Die Bodenversiegelung beträgt nahezu Null, da zur Montage der PV-Module nur schlanke Metall-Rammprofile in den Boden gestoßen werden.

In Zeiten zunehmender Flächenknappheit entstehen durch die Doppelnutzung und der damit einhergehenden Steigerung der Flächeneffizienz attraktive Lösungen. Durch Verschattung, reduzierter Verdunstung und Verbesserung des Mikroklimas kann auch den häufiger auftretenden Dürrephasen positiv entgegengewirkt werden.

Noch offene Fragen

Bürgermeister Fritz Schechtner, Obmann der Hollabrunner Bezirksbauernkammer, merkte einen Punkt an, welcher noch geklärt werden muss: die geschaffenen Biodiversitätsflächen unter den Modulen werden derzeit noch nicht als ÖPUL-Maßnahme gefördert. Und zur Befürchtung, ob das überhaupt mit Mähdrescher und Co. sicher befahr bar ist, berichtete Norbert Dorfinger von der Erfahrung mit dem Sonnenfeld: „Anfangs meinte der bewirtschaftende Landwirt sehr skeptisch, dass dies doch nicht funktionieren könne, wegen Mindestgeschwindigkeiten zb. bei der Aussaat etc. Nach den ersten malen sagte er: überhaupt kein Problem, es klappt problemlos!“

Sonnenfeld Bruck/Leitha