Der Klimawandel betrifft uns alle. Besonders im Retzer Land sind die Folgen von Trockenheit und Wasserknappheit schon jetzt spürbar. Klimawandelanpassung lautet daher die Devise.
Private Hausgärten sind von den Folgen der Klimakrise genauso betroffen wie gemeindeeigenes Grün. Beim Themenabend „Unser Grün klimafit gestalten“ am Dienstag, dem 27. September 2022, um 19 Uhr am Bildungscampus Zellerndorf zeigten Expertinnen und Experten der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ und der Initiative „Natur im Garten“ auf, wie sich das Retzer Land mit den richtigen Pflanzen gegen die Auswirkungen des Klimawandels rüsten kann. Veranstaltet wurde der Infoabend von der Klimamodellregion Retzer Land in Kooperation mit der Gesunden Gemeinde Zellerndorf.
„Die Klimamodellregion Retzer Land setzt genau solche Anpassungs-Projekte um. Es wurden bereits mehr als 100 Bäume gemeinsam mit den Gemeinde-Bewohner:innen gepflanzt. Die Raymann-Allee in Retz wurde klimafit neubepflanzt. Wasserrückhaltebecken wurden geschaffen und in den kommenden Jahren haben wir noch so einige Vorzeigeprojekte geplant“, zeigt sich Gregor Danzinger von der Klimamodellregion Retzer Land zufrieden.
Den (Wasser-)Kreislauf in der Region halten
Tino Blondiau von der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ stellte regionale Klimaprognosen und deren Auswirkungen vor. Demnach werden uns die Folgen des Klimawandels bis 2050 Milliarden kosten. Wie sich das Klima global entwickeln wird und welche Folgen die Veränderungen für die Niederösterreicher:innen mit sich bringen werden, werde dabei oftmals unterschätzt. Mit gezielten Klimawandelanpassungs-Maßnahmen können Gemeinden und Private schon heute ihren Beitrag leisten und sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
„Grüne Anpassungsmaßnahmen helfen uns, den (Wasser-)Kreislauf in der Region zu halten und uns auf lange Sicht gegen extreme Naturgefahren zu wappnen. Für das Retzer Land bedeutet das insbesondere, einen sorgsamen Umgang mit (Regen-)Wasser zu forcieren und auf Beschattung durch natürliche Begrünung zu setzen. Wasserversickerungs-Flächen, Zisternen, neugepflanzte Bäume, Gebäudedämmungen, Außenbeschattungen, erneuerbare Energie und sogar der Einsatz von LED-Lampen sind nur einige konkrete Maßnahmen, die jeder und jede Einzelne bei ich Zuhause umsetzen kann,“ erklärt Tino Blondiau von der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ.
Pflanzen, pflanzen, pflanzen!
Martina Liehl-Rainer von der Initiative „Natur im Garten“ zeigte einfache und intelligente Wege zur klimafitten Gestaltung von Privatgärten und Grünflächen im Gemeindebesitz auf. Für beide gelte das grundlegende Prinzip: „Pflanzen, pflanzen und noch mehr pflanzen!“. Denn nur klimafitte, also an die Folgen des Klimawandels angepasste Baum- und Pflanzenarten, werden über kurz oder lang bei steigenden Temperaturen Abkühlung schaffen.
Der Grund ist einfach erklärt: Die ausgewachsene Krone eines Laubbaumes spendet einerseits Schatten und verdunstet andererseits Wasser, wodurch die sogenannte Verdunstungskälte mit einem spürbar kühlenden Effekt entsteht. Das Problem: Ein Baum braucht ca. 20 Jahre, um eine klimafitte Krone auszubilden. Hinzu kommt, dass nicht nur immer mehr Boden versiegelt wird, sondern auch häufig – vor dem Hintergrund des Klimawandels – die falschen Pflanzen in heimischen Gärten und auf öffentlichen Flächen gepflanzt werden.
„Eine 80-jährige Buche verfügt über eine Blattfläche, die in etwa zwei Fußballfeldern entspricht. Damit kann sie rund drei Badewannen am Tag verdunsten. Das ist schon eine enorme Klimawirkung. Oder anders gesagt: Wenn man eine 100-jährige Eiche umschneidet, müsste man für selben Klimaeffekt 100 Stück 10-jährige Eichen pflanzen. Sie sehen, die Zeit läuft gegen uns. Daher sollten wir noch heute möglichst viel klimafittes Grün in unseren Gemeinden und heimischen Gärten pflanzen. Und so gerade rechtzeitig auf die nahenden Herausforderungen der Klimakrise reagieren“, betont Martina Liehl-Rainer von der Initiative „Natur im Garten“.
Ausklang bei selbstgebackenem Brot und Bio-Wein
Abschließend standen die beiden Vortragenden den zahlreichen Interessierten Rede und Antwort. Bio- und Seminarbäuerin Christina Scharinger aus Platt sorgte mit selbstgebackenem Brot und Bio-Wein für den geschmackvollen Ausklang einer gelungenen Veranstaltung.
„Der Bildungscampus in Zellerndorf ist eine Kooperation der Bücherei, des BHW, des Kath. Bildungswerkes und der Musikschule. Viele Veranstaltungen der Gesunden Gemeinde finden auch hier statt. Wir bieten neben sportlichen Aktivitäten auch Vorträge und Kochkurse an. Die Kooperation mit der Klimamodellregion hat sich angeboten, da wir ähnliche Ziele verfolgen: Den Menschen in der Region interessante Veranstaltungen mit Mehrwert bieten. Zudem war das Thema klimafittes Grün der perfekte Einstieg für unser Bienenprojekt im Retzer Land“, betont Christina Scharinger von der Gesunden Gemeinde Zellerndorf.