Am 9. März 2022 drehte sich beim Forum Schrattenthal alles um die regionale und nachhaltige Stromproduktion und neuerdings auch: Stromvermarktung!
Stell dir vor: Du kannst selbst keine eigene Photovoltaik-Anlage errichten (weil Du in einer Wohnung lebst, oder deine Dachfläche nicht geeignet ist, oder es dir zu teuer ist,…), würdest aber gerne sauberen Sonnenstrom beziehen. In deiner Nachbarschaft gibt es gleichzeitig einige große PV-Anlagen, wo genug Strom für dich verfügbar wäre. Bisher hast du Pech gehabt: Du konntest den Strom dieser Anlagen nicht nutzen…
Das ändert sich nun: eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (kurz EEG) ermöglicht dir nun den lokalen Strombezug und ist auch DIE Antwort auf die Stromkostenexplosion und Versorgungssicherheit. Der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere PV, wird stärker angekurbelt, weil sich die Sonnenkraftwerke durch EEGs leichter rentabel betreiben lassen.
„Strom sauber und nachhaltig im Ort zu produzieren und vor Ort verbrauchen: Das ist möglich mit einer Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaft – und nochdazu viel wirtschaftlicher“, eröffnet der Koordinator für Photovoltaik in NÖ Daniel Berger das Forum Schrattenthal. Dabei gibt es Vorteile sowohl für PV-Anlagenbesitzer, als auch für reine Stromkunden:
Als PV-Anlagenbesitzer kannst du deinen Überschusstrom direkt an Nachbarn etc. in der Energiegemeinschaft verkaufen, und damit etwas mehr Ertrag erzielen als bei reiner Netzeinspeisung.
Als Stromkunden profitierst du in der EEG davon, weniger abhängig von den Strompreissteigerungen zu sein, und noch dazu in den Genuss reduzierter Netzgebühren zu kommen. Und du weißt woher dein Strom kommt!
Große Gebäude wie beispielsweise landwirtschaftliche Hallen könnten als PV-Standort genutzt werden, der Strom davon wird in einer EEG direkt an viele Haushalte verkauft, die aus unterschiedlichen Gründen keine eigenen PV errichten können oder wollen. Der Zugang zu lokalem Sonnenstrom wird so für uns alle möglich. Genügend PV-Anlagen natürlich vorausgesetzt.
Matthias Katt, Leiter und Gründer von eFriends, ist überzeugt, dass Energiegemeinschaften seit der Strommarktliberalisierung die größte Energierevolution darstellen und appelliert: „Wir haben nicht einmal 200.000 PV-Anlagen mit 5 KW, wir brauchen bis 2030 aber 2 Millionen, um unsere Klimaziele zu erreichen!“ Der Krieg der Großmacht Russland gegen die Ukraine zeigt, dass es noch wichtiger ist hier schneller voranzukommen und dadurch auch unabhängiger zu werden.
„In Summe muss der Energieverbrauch massiv reduziert werden, damit sich eine regionale Versorgung ausgeht, insbesondere im Bereich Heizung und Autoverkehr. Da sich vieles hin zu Strom verlagert, ist der Ausbau erneuerbarer Energien enorm wichtig.“, erklärt Gregor Danzinger, Leiter der Klimamodellregion Retzer Land. Die Initiative der sechs Retzer Land Gemeinden hat auch daher in den vergangen zwei Jahren intensiv dazu beigetragen, dass es mehr PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern gibt – bereits über 555 Kilowatt!
Die aus Fernsehen und Radio bekannte Moderatorin Nora Frey führte wortgewandt durch den Abend und lobte auch die Stadtgemeinde Schrattenthal. Hier wurde erst 2021 nach langen Diskussionen im Gemeinderat die Entscheidung getroffen, minimal aufgeständerte PV-Anlagen auch im Altort zuzulassen. Bürgermeister Stefan Schmid ist überzeugt von diesem Weg: „Ortsbild und Klimaschutz kann man in Einklang bringen. Die Welt dreht sich, wir müssen hier einfach aus der Komfortzone raus. Das ist jetzt wichtiger denn je!“
In der Stadtgemeinde Schrattenthal, in Zellerndorf und Hardegg starten nun auch die ersten Pilotprojekte gemeinsam mit eFriends und Unser-Klima Retzer Land. Dabei werden Möglichkeiten einer Energiegemeinschaft vor allem für die vielen Gemeindegebäude analysiert.
Offizielle Infos zu EEGs findest du hier: https://energiegemeinschaften.gv.at/
Infos vom Land NÖ: https://www.energie-noe.at/energiegemeinschaften
