Sommer, Sonne, Olivenhain

Rund 30 Teilnehmende besichtigten gemeinsam mit der Klimamodellregion Retzer Land die Olivenbäume im Retzbacher Wald. Josef Strohmer experimentiert seit einigen Jahren mit dem Olivenanbau in unseren Breitengraden. An zwei Standorten gedeihen ca. 60 Olivenbäume aus Italien und der Türkei. Seine Erfahrungen sind gemischt.

Früher hatte Josef Strohmer, pensionierter Fleischer und Besitzer der Straußenfarm in Niederfladnitz, an gleicher Stelle, wo heute seine Olivenbäume stehen, einen Weingarten ausgesetzt. „Bei den kargen Boden- und Standortbedingungen fühlten sich die Rebstöcke aber nicht wohl. Daher suchte ich nach einer Alternative – und fand diese im Olivenanbau“, erzählt Strohmer. Die ersten Olivenbäume erstand er über einen Erntehelfer aus der Türkei, einige Jahre später reiste er selbst nach Italien und kaufte weitere Exemplare.

Die Bäume selbst sind robust und überdauern auch kühle Winter. „Minusgrade sind kein Problem, nur die Wurzeln dürfen nicht gefrieren. Deshalb ist es wichtig, die Bäume etwas tiefer einzugraben und vor dem Winter „anzuhäufeln“ wie bei den Rosen. Wird es so kalt, dass die Bäume das Laub abwerfen, treiben sie einfach im Frühjahr neu aus“, schildert Strohmer.

Magere Ernte

Etwas ratlos und enttäuscht zeigt sich Strohmer über die bisherige Ernte. Die ersten Bäume aus der Türkei warfen nicht viele Oliven ab – darum die Reise nach Italien, um weitere Bäume und andere Sorten zu erstehen. Beim Kauf wählte Strohmer extra reichtragende Bäume aus. Zurück in Oberretzbach offenbarte sich jedoch schon bald ein ähnliches Bild wie bei den türkischen Bäumen: Vereinzelt gedeihen Oliven, aber eine „reiche Ernte“ ist noch nicht in Aussicht. Auch die Zusammenarbeit mit Gärtnern blieb im Hinblick auf den Ernteertrag erfolglos. Als weiterer ungünstiger Faktor kommt hinzu, dass nicht alle Bäume gesund sind. Manche sind von Pilzen befallen oder haben Krankheiten wie den Baumkrebs.
Aufgeben ist für Strohmer dennoch keine Option. „Probieren geht über studieren“, zeigt er sich optimistisch. Heuer hat er die Bäume erstmals regelmäßig bewässert und vor einigen Wochen war ein Abt zum Erfahrungsaustausch zu Besuch.

Kräuterseitlinge aus dem Weinkeller

Nicht nur die Oliven haben es Strohmer angetan: In seinem Weinkeller gedeihen Kräuterseitlinge, einige Feigenbäume werfen schon regelmäßig Früchte ab und die Straußenfarm ist sein ganzer Stolz. „Manche bezeichnen mich als Visionär, andere als Spinner. Suchen Sie es sich aus“, grinst der gesellige Waldviertler zum Abschluss.

In guter Gesellschaft

Mit dem Olivenanbau in Österreich ist Strohmer aber längst nicht mehr allein. Das Team vom „Olivenhof“ betreut 450 Olivenbäume an mehreren Standorten in Niederösterreich. Die „Agro Rebels“ erforschen seit mehreren Jahren den Olivenanbau in Österreich, Franchise-System für Landwirt:innen inklusive – um nur zwei österreichische Initiativen im Olivenanbau zu nennen.

Weitere Fotos von der Exkursion gibts auf der Website „Retzbacher Bilder“ von Wolfgang Hanousek: https://photos.app.goo.gl/yVGxh1DSfQQCfj8E7